Adams Erbe by Rosenfeld Astrid

Adams Erbe by Rosenfeld Astrid

Autor:Rosenfeld, Astrid [Rosenfeld, Astrid]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Neue Literatur
ISBN: 9783257602425
Herausgeber: Diogenes Verlag AG
veröffentlicht: 2012-11-19T23:00:00+00:00


Zurück in der Wohnung, machte Bussler uns einen Tee, und ich fragte mich, ob der Tee vielleicht auch schon da gewesen war, als mein Sturmbannführer hier einzog. Ob der Junge mit dem Hündchen wohl auch davon getrunken hatte? Bevor Augusts Bagage, samt ehemaligem bayrischem Justizminister, hier aufgekreuzt war. In einer Zeit, als man Drachen nur aus uralten Sagen kannte.

»Adam…«

»Sie dürfen mich nicht mehr so nennen.«

»Ja, du hast vollkommen recht. Adam, darf ich dich etwas fragen?«

»Also, fragen Sie.«

»Das Mädchen, Anna… Was ist so besonders an ihr, dass du das alles auf dich nimmst?«

Ich dachte nach, während Bussler mich eindringlich beobachtete.

»Wenn sie mich ansieht, dann ist für einen Moment… Es ist, als ob ich nichts… Nein, als ob ich übergroß wäre… zu groß, um mich selbst sehen zu können. Es gibt keinen Spiegel mehr, der mich fassen könnte. Es ist, als ob ich für einen Augenblick die ganze Welt in mir tragen würde. Kontinente, Berge, Meere und Flüsse, und Millionen Vögel, die in mir zum Himmel steigen.«

Der Sturmbannführer sah mich mit zusammengekniffenen Augenbrauen an. »Vögel, die in dir zum Himmel steigen?«, fragte er skeptisch.

»Bussler, ich kann es nicht besser erklären. Waren Sie denn noch nie verliebt?«

Er senkte den Kopf. »Ja, ich… Wahrscheinlich war auch ich schon mal verliebt.«

»Dann müssen Sie das doch zumindest ein bisschen verstehen?«

»Aber woher weißt du, dass sich das alles lohnen wird. Ich meine, du riskierst dein Leben für dieses Mädchen.«

»Was heißt lohnen wird? Es hat sich schon gelohnt. Für das, was ich gefühlt habe, für…«

»Ja, ja. Die Vögel, die in dir hochsteigen.«

»Genau, Bussler.«

In dieser Nacht schlief ich kaum. Der Junge und sein Hündchen tanzten mit dir, Anna, durch die zwölf Zimmer der Sturmbannwohnung, und ein Drache mit schwarzen Handschuhen spielte ein trauriges Lied auf der Geige.

Am Morgen frühstückten Bussler und ich in der Küche.

»Anton, auf Schloss Kressendorf gibt es mehrere Gärtner, es sind Polen. Du wirst es nicht einfach haben, und du würdest dir einen Gefallen tun, wenn du diesen… diesen Schnurrbart abrasieren würdest. Wie dem auch sei. Eins noch: Traue niemandem, hörst du, niemandem. Den Deutschen nicht, den Polen nicht, niemandem.«

»Gut. Wie werden Sie nach Anna suchen? Ich meine, ich bin wegen ihr hier…«

»Wenn sie noch in Krakau ist, finde ich sie, das verspreche ich dir. Ab und zu werde ich dich in Kressendorf besuchen, aber du darfst mich nur im Notfall kontaktieren.«

Und noch eine halbe Stunde lang erläuterte Bussler die für mich geltenden Verbote und Gebote. Eigentlich gab es nur Verbote.

»Ich habe deiner Großmutter versprochen, dass du das hier überleben wirst, also hör auf mich.«

»Wäre es nicht sicherer, in irgendeinem anderen Garten zu arbeiten und nicht bei dem Generalgouverneur persönlich?«

»Nein, genau vor seiner Nase wirst du am wenigsten bemerkt. Der blinde Fleck, Ada… Anton.«

Der Wagen wartete bereits vor der Haustür. Und als wir durch die Krakauer Straßen fuhren, sah ich zum ersten Mal Menschen mit Sternen. Aber ich wagte es im Beisein des Fahrers nicht, Bussler zu fragen, was es damit auf sich hatte.

Kressendorf war ein kleines Städtchen. Wir hielten vor einem zwar schönen, aber eher schlichten Haus.



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